Naemi, Ester, Raquel und Ja’ala;Väter, Töchter, Machtmenschen und Judentum bei Lion Feuchtwanger

Worum es geht:

Lion Feuchtwanger war die Erklärung der Gegenwart durch die Geschichte ein zentrales Anliegen in seinen Werken. In seinen Romanen, Dramen, Essays und Vorträgen, insbesondere aber auch in seinen Romanentwürfen gibt es umfangreiches Material für sein Verhältnis zum Judentum, das er in erster Linie als geistig-literarische Tradition begreift, mit dessen politischer Entwicklung im 20. Jahrhundert er sich jedoch ebenso auseinandersetzt. Dabei kommt der Konfrontation von Feuchtwangers kosmopolitischem Ideal mit zuerst dem Zionismus und später dem neuen Staat Israel ein wichtiger Platz zu, der bisher von der Forschung kaum aufgearbeitet wurde.
Vier seiner weiblichen Figuren, ihre Verwurzelung in alttestamentarischen Quellen und literarischen Traditionen wie jener der „Schönen Jüdin“ und ihr von ihm gestaltetes Verhältnis zu nichtjüdischen und jüdischen Machtmenschen ermöglichten es Lion Feuchtwanger, diese Auseinandersetzung in seine Romane einfließen zu lassen.
Seine sich im Laufe der Jahre durchaus wandelnden kritischen Positionen zur Macht, der Überlebensmöglichkeit der Juden in einer nichtjüdischen feindseligen Umwelt, aber auch zum Zionismus mit der sich abzeichnenden – später vollzogenen – Gründung des dritten jüdischen Staates mit seinen Auswirkungen kann hier am Beispiel der Naemi, Ester, Raquel und Ja’ala in den Romanen Jud Süß, der Jüdin von Toledo, Jefta und seine Tochter, sowie der bisher unveröffentlichten und hiermit neu in die Forschung eingeführten Entwürfe zu dem geplanten Roman Ester aus dem der University of Southern California eigenem Nachlaß Feuchtwangers nachgewiesen werden.